Politisches Frauenfrühstück der Landshuter SPD
Im Rahmen der Veranstaltungen rund um den Internationalen Frauentag organisierte die Landshuter SPD ihr jährliches Politisches Frauenfrühstück. Endlich wieder in Präsenz berichteten im Cafè des Mehrgenerationenhauses der AWO die ehemalige langjährige Stadträtin Ute Kubatschka, die beiden Stadträtinnen Patricia Steinberger und Anja König sowie die Bezirks-Juso-Vorsitzende Kim Seibert-Hogenkamp aus ihren politischen Erfahrungen und persönlichen Wahrnehmungen wie es um die Gleichberechtigung von Mann und Frau bestellt ist.
Die Jahre des Aufschwungs
Ute Kubatschka, Geburtsjahr 1941, konnte sich noch gut an die Jahre, in denen die Bundesrepublik Deutschland mit dem Wiederaufbau beschäftigt war, erinnern: „Die 50er Jahre waren Jahre des Aufschwungs und Wiederaufbau. 1955 führte die Einführung der Bundeswehr zu einer heftigen Friedens- und Frauenbewegung gegen die Wiederbewaffnung der BRD. 1955 herrschte Vollbeschäftigung und die ersten Gastarbeiter aus Italien wurden geholt. Frauen wollte man zunehmend Haushalt und Kindererziehung schmackhaft machen. Die Elektrifizierung der Haushalte mit Spül- und Waschmaschine, Kühlschrank, Tiefkühltruhe, Elektroherd und Kleinkram wie Mixer und Föhn. Trotzdem fanden viele Frauen in den Leichtlohngruppen und Teilzeitarbeit einen Arbeitsplatz.“
Am 3. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik gegründet, im Grundgesetz wurde der Artikel „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ durchgesetzt. Mit der Gleichberechtigung ging es aber nicht so schnell voran. Der Passus im Ehe- und Familienrecht „Die Mitgift der Ehefrau wird vom Mann verwaltet, die Ehefrau darf kein eigenes Konto einrichten und zur Berufsausübung muss der Ehemann ihr die Genehmigung erteilen“ wurde erst 1977 gelöscht.
Vom wohlbehüteten Heim der Mama zur Ehefrau
Den Männern schien diese Situation in die Hände zu spielen: Vom wohlbehüteten Heim, der Mama, die zu Hause war und sich um den Haushalt und die Kinder kümmerte, in die eigene Ehe, zur Ehefrau, die wiederum in diese Rolle schlüpfen musste. Das war ein guter Übergang zur nächsten Generation. Da auch Politik und die Führungsgremien von Betrieben männlich dominiert waren, gab es auch keinerlei Maßnahmen, um es den künftigen Frauen zu erleichtern, selbstständig ihr Leben zu meistern, trotz Kinder arbeiten zu gehen.
Patricia Steinberger betonte: „Viele Frauen haben über viele Jahrzehnte für ihre Rechte und Gleichberechtigung gekämpft, aber es ging nur langsam voran, vor allem für Frauen mit Kindern, wenn man nicht von massiver Unterstützung aus der Familie profitieren konnte. Eine Oma für die Kinderbetreuung hatte und hat eben nicht jede Mutter.“ Im Beruf aufzusteigen, war gerade auch für Frauen in dieser Generation, die in den 70-igern geboren wurden, sehr schwer, obwohl der Bildungs- und Ausbildungsstand von Frauen oft besser war.
„Auch im Jahr 2023 fehlt bei vielen männlichen Vertretern immer noch der Respekt vorm anderen Geschlecht. Das fängt schon bei der offiziellen Begrüßung bei Veranstaltungen an. Diese beginnt oft mit einem plumpen Witz auf Kosten der anwesenden Frauen. Es werden auch nur die Kollegen und Freunde, nicht aber die Kolleginnen und Freundinnen erwähnt und das hat wirklich nichts mit Genderwahnsinn, sondern einfach nur mit Wertschätzung zu tun.“, betont Patricia Steinberger weiter.
Kim Seibert-Hogenkamp verfolgte die Berichte aufmerksam und stieg sogleich mit ein: „Heute braucht man Fachkräfte, wir Frauen können jede Ausbildung gleichberechtigt erhalten, aber dann bezahlt man uns Frauen schlechter und sorgt nicht für ausreichend Kinderbetreuungsplätze, macht es uns jungen, gut ausgebildeten Frauen so schwer wie möglich, berufstätig zu sein.“ Wären mehr Frauen und Mütter in führenden Positionen, würde sehr wahrscheinlich auch anders gehandelt werden. „Die heutige Runde hat gezeigt, dass Politik schon immer etwas für Frauen war. Jetzt müssen wir alles daransetzen, dass es noch attraktiver für mehr Frauen wird.“
Anja König, geboren 1970 in der ehemaligen DDR, musste in ein anderes Horn blasen: „Ich könnte immer losschreien, wenn ich höre, in Deutschland kämpfen wir seit Jahrzehnten um die Gleichberechtigung und Frauenrechte. Denn innerhalb Deutschlands, in der ehemaligen DDR, gab es das schon.“
Als sie 1996 nach Landshut gekommen sei, hatte sie das Gefühl, sie sei um 50 Jahre zurückversetzt. Mit zwei kleinen Kindern (1,5 Jahre und 6 Jahre alt) wollte sie arbeiten gehen und fragte beim Jugendamt nach einem Kinderkrippenplatz für das kleinere Kind. „Die haben mich angeschaut, als ob ich vom Mars komme. Beim Einstellungsgespräch beim Arbeitgeber meines damaligen Ehemannes und mir, dies war beim gleichen Arbeitgeber, hat man nur mit meinem Mann geredet und ich wurde mit den Kindern in die Spielecke geschickt.“ Eine solche Herabwürdigung und Respektlosigkeit habe sie als Frau vorher in ihrem ganzen Leben nicht erlebt.
Sie habe bis zur Wiedervereinigung keinen einzigen Tag erlebt, an dem eine Frau um Gleichberechtigung kämpfen musste. Ihre Eltern seien beide immer berufstätig gewesen, trotz 4 Kinder, der Haushalt wurde von der ganzen Familie gemacht und es gab bei keiner Tätigkeit eine Geschlechtertrennung. „Jeder hatte einen Anspruch auf eine ganztätige Kinderbetreuung, und zwar bis zum Ende der Grundschulzeit. Bei der Entlohnung ging es darum, welche Tätigkeit man ausgeübt hat und nicht welches Geschlecht man hatte. Um dieses Niveau zu erreichen, müssen wahrscheinlich noch unsere Enkelkinder kämpfen.“
Es sei wichtig, dass Frauen weiterhin laut und selbstbewusst einfordern, dass Frauen und Mädchen endlich gleichberechtigt werden: „Deshalb fordern wir von allen Frauen, sich politisch zu interessieren und engagieren, denn die Politik stellt die Weichen und ist verantwortlich für die Umsetzung der Gleichberechtigung, die seit 1949 im Grundgesetz steht.“, sind sich die vier SPD-Frauen einig.