Freitag, der 26. Februar 2021 wird wohl neben dem 08. Mai 2020 als ein weiterer „schwarzer Tag Landshut`s“ in die Geschichte eingehen. Nicht nur, dass anscheinend etwas Bürokratie eine zu große Zumutung für Verwaltung und Anwohner darstellt, um einen Straßennamen zu ändern. Die Verharmlosung von Täter*innen und damit auch derer Taten in der NS-Zeit verschlägt jedem Demokraten die Sprache.
Kurz zum Sachverhalt: Am 15.06.2020 stellte die Ausschussgemeinschaft SPD&Linke/mut den Antrag die Ina-Seidel-Strasse umzubenennen.
Antrag:
Der Stadtrat möge beschließen, dass die Ina-Seidel-Straße mit einer anderen Schriftstellerin, z.B. Miriam Pressler, benannt wird.
Begründung:
Ina Seidel war eine glühende Hitler-Anhängerin, es ist uns unverständlich, dass in Landshut eine Straße nach einer echten Anhängerin (nicht nur Mitläuferin) benannt ist. Landshut bekennt sich zu einer offenen und bunten Kultur. Dazu gehört auch, dass wir glühenden Anhänger*innen des Nationalsozialismus nicht auch noch ein falsches Denkmal setzen.
In Wikipedia kann man folgendes zu Ina Seidel nachlesen:
In der Zeit des Nationalsozialismus
Seidel identifizierte sich bald wie Börries von Münchhausen mit der Ideologie des Nationalsozialismus. Im Oktober 1933 gehörte sie zu jenen 88 Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterschrieben. 1932 heiratete ihre Tochter Heilwig den Buchwissenschaftler Ernst Schulte-Strathaus, der von 1934 bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo 1941 in der NSDAP-Zentrale Braunes Haus beschäftigt war. Dort hatte er im Stab von Rudolf Heß als Amtsleiter für Kunst- und Kulturfragen fungiert.
Am Führerkult um Adolf Hitler beteiligte sie sich mit ihrem Gedicht Lichtdom, das in den Zeilen gipfelt: „Hier stehn wir alle einig um den Einen, und dieser Eine ist des Volkes Herz“.
Unter der Rubrik „Deutsche Dichter huldigen dem Führer“ und der Überschrift „Der lebendige Pol in unsrer Mitte“ schrieb Seidel anlässlich des 50. Geburtstags Hitlers am 20. April 1939:
„Wir Mitgebornen der Generation, die im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts aus deutschem Blut gezeugt wurden, waren längst Eltern der gegenwärtigen Jugend Deutschlands geworden, ehe wir ahnen durften, dass unter uns Tausenden d e r E i n e war, über dessen Haupte die kosmischen Ströme deutschen Schicksals sich sammelten, um sich geheimnisvoll zu stauen und den Kreislauf in unaufhaltsam mächtiger Ordnung neu zu beginnen. Erst als wir uns nach den gewaltigen Erschütterungen und Umwälzungen der letzten zwanzig Jahre als ein aus tiefster Erniedrigung auferstehendes Volk so wie niemals zuvor in deutscher Geschichte auf den einen lebendigen Pol in unsrer Mitte bezogen fanden, ein jeder dort, wo er dem Ganzen nach seinen Gaben am besten zu dienen vermochte, als wir es erlebten, wie in diesem verjüngten Volkskörper das Wunder der Wiedergeburt spürbar wurde an unsern Kindern – da begriffen wir ehrfürchtig, was uns geschehen war. Dort, wo wir als Deutsche stehen, als Väter und Mütter der Jugend und der Zukunft des Reiches, da fühlen wir heute unser Streben und unsre Arbeit dankbar und demütig aufgehen im Werk des einen Auserwählten der Generation – im Werk Adolf Hitlers.“
In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm Hitler 1944 Seidel in die Gottbegnadeten-Liste (Sonderliste) unter die sechs wichtigsten zeitgenössischen deutschen Schriftsteller auf.
Begründung für die ablehnende Entscheidung
- Spätere Distanzierung und Bedauern (nach dem Niedergang des Dritten Reiches)
- Großer Aufwand und hohe Kosten für die 89 Anwohner der Ina-Seidel-Str.
- Unterschriftensammlung (49 Anwohner direkt aus der Ina-Seidel-Str. incl. Ehepartner und Kinder), welche durch ein CSU-Mitglied und Anwohner einer benachbarten Straße initiert wurde
Schon der Titel von Ina Seidels zweitem Gedichtband, im Kriegsjahr 1915 erschienen, ist programmatisch: »Neben der Trommel her«. Ihre Gedichte aus jener Zeit heißen etwa »O, Deutschland, o Mutter!«, »Deutsche Jugend« oder »Marschlied« und enden mit Zeilen wie: »Marschieren wir, marschieren wir, / Kamerad Soldat, Soldat! / Für Deutschland ist kein junges Blut, / kein Herzblut nicht zu schad.«