Irrsinnige Entscheidungen: Parteipolitik vs. Bürgerwunsch
Sind Sie schon mal über die Freyung spaziert? Bestimmt. Aber auch an einem der Tage vor oder genau am Tag der Abholung der gelben Säcke? Der Ort ist hier nur ein Beispiel, weil überall in Landshut lässt sich Vergleichbares beobachten: Bergeweise gelbe Müllbeutel, es riecht faulig. Auf der Straße liegen leere Joghurtbecher und andere Verpackungen – vielleicht noch mit einem Essensrest, um den sich zwei Krähen zanken. Ein paar leichte Plastiktüten weht der Wind in die Gassen. Das ist die Realität. Und wer bitte, findet diesen Zustand erhaltenswert?
Dazu kommt: Die gelben Säcke – so dünn, dass sie häufig schon beim Abrollen einreissen – werden daher oft zwei- oder dreilagig verwendet. Denn bis zur Abholung muss der Verpackungsmüll zwischengelagert werden – bis zu 3 Wochen. Für die, die Pech haben, muss die eigene Wohnung herhalten, manchmal der Balkon. Wer Glück hat, findet im Keller oder im Hof einen geeigneten Lagerplatz (letzteres finden auch diverse Tiere prima).
Als bekannt wurde, dass 2020 das Plastiktüten-Verbot für Supermärkte in Kraft treten würde, beriet die SPD-Fraktion, wie lange wohl die gelben Säcke noch „erlaubt“ wären, da diese Umverpackung für den Müll etwa 36 Tonnen Plastikmüll in Landshut verursacht – und zwar ohne Inhalt.
Ein neues Gesetz, welches den Kommunen mehr Mitbestimmung bei der Müllentsorgung gewährt, hätte ermöglicht in Landshut die gelben Wertstofftonnen einzuführen.
Doch die Verwaltung ist gegen die gelben Tonnen und die Mehrheit der Stadtratsmitglieder im Umweltsenat auch – überraschend sogar die Vertreter*innen der sogenannten Öko-Parteien. Die beiden unabhängigen Online-Umfragen wurden ignoriert, wonach sich 66 % der Teilnehmer*innen für die gelbe Tonne ausgesprochen hatten. Maßlos irritiert war die SPD-Fraktion jedoch darüber, dass sich der Fachbereichsleiter Umweltschutz und Abfallwirtschaft Richard Geiger primär auf die Nachteile konzentrierte. In Nürnberg hätte es Ärger gegeben mit der Umstellung und die Bürger*innen wollten angeblich wieder die gelben Säcke zurück. Verschwiegen wurde, dass von 18 000 ausgelieferten Tonnen lediglich 217 zurückgegeben wurden – nicht einmal zwei Prozent. Bei der Entscheidung wurde komplett außer acht gelassen, dass bei Platzmangel für betroffene Wohnhäuser zentrale Aufstellplätze eingerichtet werden könnten. Das geht bei Glas, Papier und Kompost auch. Auf den Vorschlag einer Testphase für ausgewählte Stadtteile oder einer freiwilligen Umstellung wurde gar nicht eingegangen. Und dem Argument, dass die gelben Tonnen Plastikmüll vermeiden, entgegnete man, dass die Bürger*innen ihr Einkaufsverhalten ändern sollen, dann würden auch weniger gelbe Säcke gebraucht.