Stadträtin Anja König: „Unsere Kinder sind es wert, Bildung neu zu denken!“
Wie kann man bei Neubauten von Schulen die Pädagogik schon in der Architektur verbessern? Wie gehen wir mit der Herausforderung der steigenden Schülerzahlen um? Wie realisieren wir Ganztagsangebote, Inklusion und Integration an unseren Schulen? Und wie schaffen wir es, den Schüler ein angenehmes Lernklima zu bieten und das eigenständige Arbeiten und die Lust am Lernen zu fördern?
Diese und viele andere Fragen stellten sich bei einer SPD-Veranstaltung Elternbeiräte, Lehrer, Eltern, Schüler und Lokalpolitiker. SPD-Stadträtin und Bundestagskandidatin Anja König, die den Schulentwicklungsplan der Stadt Landshut vorstellte und dabei über die neue zu bauenden Schulen sprach, und der Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung Niederbayern, Herbert Lohmeyer, hatten sich für die Beantwortung dieser Fragen eine Expertin nach Landshut geholt: Karin Doberer, Gründerin und Geschäftsführerin der Firma LernLandSchaft aus Röckingen. „Stellen Sie sich ein Schulhaus vor mit Klassenzimmern ohne Türen. Geht das überhaupt?“, so Doberer und beantwortete dem gespannten Publikum die Frage gleich selbst: „Ja, das geht!“ LernLandSchaft hat sich auf die fachpädagogische Beratung und Begleitung von Bau- und Schulentwicklungsprojekten spezialisiert. „Unterrichtet und gelernt wird in sogenannten Lernlandschaften. Das Lernhauskonzept ist an die Lehrpläne angepasst, die sowohl Gruppen-, Still- und Projektarbeiten als auch Frontalunterricht enthalten“, erläuterte die Expertin.
„Jedes Kind lernt anders, entweder durch Zuhören oder durch die visuelle Aufnahme. Andere müssen und möchten etwas selbst ausprobieren, um es zu verstehen. Durch klassischen Frontalunterricht erreichen wir aber maximal 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler.“ Dafür, so Doberer, benötigt man jeweils geeigneten Räumlichkeiten. Und zwar für individuelles Lernen in ruhiger Atmosphäre und Rückzugsmöglichkeiten für die Schulkinder. Charakteristisch für das Modell LernLandSchaften sei die Auflösung des starren Systems aus Klassenzimmern und Erschließungsgängen zugunsten von offeneren Grundrissen, die unterschiedliche Lehr- und Lernformen und nicht nur den Frontalunterricht unterstützen. Statt Wänden grenzen Glasfronten die Klassenzimmer zur Mitte hin ab, die Gruppenräume und die überdachten Außenbereiche eines „Clusters“ werden gemeinsam genutzt. Zum Abarbeiten ihres Wochenplans, den sie erledigen müssen, nutzen die Schüler klassenübergreifend die Klassenzimmer genauso wie Lerninseln, die in der gemeinsamen Mitte positioniert sind.
Mit auf dem Podium war auch der SPD-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, Martin Güll. Als ehemaliger Hauptschulrektor kennt er die Probleme der Schulen und kritisiert die mangelnde Bereitschaft mancher Politiker, sich an neue wissenschaftliche pädagogische Erkenntnisse anzupassen. „Wenn Lernen anders funktioniert als wir immer geglaubt haben, dann muss Schule neu gedacht werden. Und dann muss die Politik in der Lage sein, damit verknüpfte Bedingungen zu erfüllen und neue Konzepte verwirklichen“, so seine Forderung.